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Neuer Gehaltstarifvertrag unterzeichnet
von TGL-Nordrhein
Sehr geehrte Mitglieder,
die TGL Nordrhein hat mit der Apothekengewerkschaft ADEXA rückwirkend zum 01. Januar 2022 neue Gehaltstarife vereinbart. Der neue Vorstand und Beirat der TGL waren eng in die Verhandlungen eingebunden und konnten so die Interessen des Großteils unserer Mitglieder wahren – unabhängig von der Größe ihrer Apotheke. Wir freuen uns, dass mit den neuen Tarifen die höheren Lohnkosten und die daraus folgende wirtschaftliche Belastung für Sie kalkulierbar bleiben und größtmöglichen Verhandlungsspielraum lassen.
Die Änderungen im Überblick
Die neue Tarifsystematik enthält nun auch übertarifliche Gehaltsanteile. Die neuen Tarife bilden also die Regelentlohnung ab. Das macht Apothekengehälter wirklichkeitsnäher, nachvollziehbarer und vor allem sichtbarer.
- Alle Berufsgruppen bekommen rückwirkend zum 01. Januar 2022 quartalsweise je 50,00 Euro mehr Lohn.
- Ausnahme: Auszubildende bekommen einmalig 100,00 Euro zum 01. Juli 2022.
- Somit steigen die Gehälter im Lauf des Jahres 2022 um einen Sockel von 200,00 Euro bzw. 268,00 Euro für PKA und 100,00 Euro für Berufe in Ausbildung.
- Zum 01. Januar 2023 ist eine Erhöhung um weitere 2,0 % vorgesehen.
- Der neue Tarifvertrag ist zwei Jahre gültig und bietet dadurch ein hohes Maß an Planungssicherheit für Sie und Ihr Team.
- Wichtig: Arbeitnehmer haben keinen Anspruch auf eine Gehaltserhöhung, wenn das tatsächliche Gehalt bereits mindestens dem neuen Tarif entspricht.
Zu den Hintergründen
Die Verhandlungen wurden zum einen von den Bestrebungen der Bundesregierung beeinflusst, den gesetzlichen Mindestlohn – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – voraussichtlich zum 01. Oktober 2022 auf 12,00 Euro/Stunde zu erhöhen. Der neue Gehaltstarifvertrag hebt die Löhne für die Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten zu diesem Zeitpunkt zusätzlich deutlich an. Dies verlangte jedoch eine entsprechende Anpassung der Gehälter auch in den anderen Berufsgruppen.
Zum anderen standen wir vor der Herausforderung, in den Verhandlungen sowohl die Besonderheiten der Region Nordrhein als auch die gewachsene Lücke zwischen Apothekenhonorierung und wirtschaftlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen:
- erheblich größere Apothekendichte in der Region
- viele Betriebe mit einer Größe und Ergebnissen unter dem Bundesdurchschnitt (= wenig Luft für deutliche Erhöhungen der Personalkosten)
- niedrigerer OTC-Umsatz als im Bundesvergleich als Folge des härteren Wettbewerbs untereinander und mit dem Versandhandel
- überdurchschnittliche viele Apotheken in Nordrhein langfristig von AvP-Insolvenz betroffen
- Auswirkungen der Flutkatastrophe im Sommer 2021 auf einige Betriebe in der Region
- kontinuierlicher Rückgang des Realeinkommens von Apotheken durch festgefrorene Apothekenhonorierung und Inflation
- Tariflöhne haben sich stärker entwickelt als Inflation
- geringe Aussichten auf höhere Apothekenhonorare bei gleichzeitig höheren Energiekosten, wachsendem Versandhandel und zunehmender Bürokratie
Fazit und Ausblick
Mit dem neuen Tarifabschluss haben wir innerhalb der gesetzten Rahmenbedingungen für Sie das Optimum herausgearbeitet. Die Gehaltstarife machen nun die finanzielle Attraktivität und Fairness des Berufsfeldes „Apotheke“ nach innen und außen erkennbar. Zugleich tragen sie der gesamtwirtschaftlichen Situation und apothekenfremden Tarifabschlüssen Rechnung.
Parallel muss in Apotheken generell ein Umdenken beim Thema „faire Bezahlung“ stattfinden, und zwar weg von der derzeit gängigen Praxis „Tarif plus X“ zur reinen Bezahlung nach Tarif. Wir fokussieren uns daher künftig verstärkt auf neue Vergütungsmodelle, die Sie als Apothekenleiter bei Ihren täglichen Herausforderungen unterstützen.
Den neuen Gehaltstarifvertrag finden Sie wie gewohnt in unserem Mitgliederbereich.